EU AI Act erklärt: Auswirkungen für Marketing in der Schweiz

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Der EU AI Act ist in Kraft, zentrale Pflichten greifen gestaffelt bis 2026. Schweizer Unternehmen sind nicht automatisch ausgenommen: Wer KI in der EU anbietet oder dessen KI-Output dort genutzt wird, fällt in den Geltungsbereich. Gleichzeitig setzt die Schweiz auf einen sektoralen Ansatz statt eines eigenen AI-Gesetzes. Was heisst das konkret für Marketing und Kommunikation?

Was gilt wann? Die wichtigsten Fristen

Der AI Act ist seit 1. August 2024 in Kraft. Verbotene Praktiken und AI-Literacy-Pflichten gelten seit 2. Februar 2025; Regeln für General-Purpose-/Foundation-Modelle (GPAI) sind seit 2. August 2025 anwendbar. Der Grossteil der High-Risk-Pflichten wird ab 2. August 2026 relevant, einzelne eingebettete Produktkategorien folgen bis 2027. Die EU bekräftigte den Fahrplan trotz Branchenappellen, der freiwillige GPAI-Code of Practice dürfte jedoch erst gegen Ende 2025 finalisiert werden.

Schweiz: sektorale Regulierung statt AI-Gesetz

Der Bundesrat hat am 12. Februar 2025 festgelegt: Die Schweiz will die Europarats-Konvention zu KI ratifizieren und KI primär sektoral regulieren (z. B. Gesundheit, Verkehr), statt ein umfassendes AI-Gesetz zu schaffen. Für hiesige Unternehmen bedeutet das: national bleibt der Rahmen schlank und innovationsfreundlich – EU-Bezug (Markt, Nutzer, Output) zieht aber AI-Act-Pflichten nach sich.

Was heisst das operativ fürs Marketing?

Für Teams mit EU-Bezug zählt jetzt Compliance by Design.

  • System-Scope klären: Sind wir Provider (stellen ein KI-System bereit) oder Deployer (setzen es ein)? Haben wir EU-Nutzer oder wird unser KI-Output in der EU verwendet? Das entscheidet die Pflichtenlage.

  • GPAI-Transparenz sichern: Technische Doku, Urheberrechts-Compliance und Trainingsdaten-Summaries vorbereiten; mit Blick auf den Code of Practice eine pragmatische Interim-Governance definieren.

  • High-Risk vermeiden oder absichern: Falls KI in sensiblen Bereichen (z. B. HR-Vorselektion, Bildung) eingesetzt wird, fruehzeitig Risiko-Management, Datengovernance, Human-Oversight und Incident-Prozesse aufsetzen.

  • Schweizer Besonderheit nutzen: Sektorale Leitplanken erlauben schnelle Proofs-of-Value – aber EU-Exponierung immer mitdenken und dokumentieren.

Schweizer Unternehmen sollten die nationale Flexibilitaet nutzen - und gleichzeitig AI-Act-Pflichten einpreisen, sobald EU-Märkte, EU-Nutzer oder EU-Outputs im Spiel sind.

Quellen

  • Europaeische Kommission: AI Act – Anwendungstimeline.

  • Schweizer Bundesrat: AI-Regulierung – Ratifikation der Europarats-Konvention, sektoraler Ansatz (12.02.2025).

  • Reuters: Zeitplan bestaetigt; GPAI-Code of Practice eher Ende 2025.

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